Fucking fucking schön
„Wörter für Sex gibt es in drei Kategorien.
In der ersten Kategorie sind die Wörter, die im Biologiebuch stehen und die Erwachsene benutzen, wenn sie mit Kindern darüber reden. So Wörter wie ›Geschlechtsverkehr‹ und ›Koitus‹ zum Beispiel. Wo du denkst: Das ist definiftiv keine Sache, die Spaß macht.
In der zweiten Kategorie sind Wörter wie bumsen, ficken, vögeln, poppen, schrauben, rammeln, knallen, nageln, pimpern, flachlegen und so weiter. Wörter, die nach Baumarkt klingen und nach Schweiß. Auf jeden Fall nach etwas, bei dem du die Zähne zusammenbeißen musst, um durchzuhalten.
In der dritten Kategorie sind die weichen Wörter, die Kuschelwörter, die alles ganz rosa und harmlos machen. Sowas wie: Liebe machen. Die Nacht zusammen verbringen. Miteinander schlafen.
Und wenn du es noch nie gemacht hast, guckst du dir das an und denkst dir: HOW THE FUCK KÖNNEN ALL DIESE WÖRTER EIN UND DIESELBE SACHE BESCHREIBEN?“

Jacoby & Stuart
176 Seiten
ISBN 978-3-964282-43-9
Paperback
16,00 €
ab 14 Jahre
Autorin
Eva Rottmann schreibt Theaterstücke und Prosa, entwickelt eigene Performance- und Theaterprojekte, arbeitet als Literaturvermittlerin in Schulklassen und als Lehrbeauftragte an der Zürcher Hochschule der Künste. Für ihre Arbeit wurde sie mehrfach ausgezeichnet, u.a. mit dem Deutschen Kinder- und Jugendliteraturpreis 2024 für „Kurz vor dem Rand“.
Begründung der Jury
David, Tini, Lou. Mats und Milad, Melek und Fabian, Yasin und Leyla: Es sind sowohl einzelne Figuren als auch Paarkonstellationen, die in puncto Sexualität erste Erfahrungen wagen. In zehn miteinander verwobenen Geschichten nähert sich Eva Rottmann der Gefühlswelt von Jugendlichen, die Momente größter Nähe erleben, in die sie unversehens hineinstolpern, vorbereitet scheitern, mit Situationen, die sie verfluchen und genießen und ja, am Ende ist in Wirklichkeit doch alles ganz anders. All diese Augenblicke sind noch nicht zu Ende – die Leser:innen führen sie gedanklich weiter. Zwischen allen Figuren gibt es Verbindungslinien, sie kennen sich aus der Schule; aus Nebenfiguren werden Hauptfiguren und umgekehrt. Nervosität und Peinlichkeit, Missverständnisse und Herzklopfen, Anspannung und befreiendes Lachen – Eva Rottmann fängt die emotionalen Achterbahnfahrten ihrer Protagonist:innen sprachlich gekonnt ein. Sie schreibt über etwas, über das man nicht gerne spricht und bei dem sich Kommunikation doch als unverzichtbar erweist, sie findet Worte für das, was überrascht und einen dazu bringt, mit einem Dauergrinsen durch die Stadt zu laufen.